Tricks of the Trade. Feldforschung mit Schüler_innen

Dieses zweijährige Forschungsprojekt von Sozialforscher_innen und Schüler_innen wurde vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung im Rahmen des Programmes „Sparkling Science“ gefördert. 11-14-jährige Schüler_innen der KMS Pfeilgasse (1080 Wien) erforschten gemeinsam mit Sozialforscher_innen des Vereins Science Communications Research Lern- und Freizeitorte. Dabei wurden die Schüler_innen mit wissenschaftlichem Arbeiten und qualitativer Feldforschung vertraut gemacht. Nach einer Auseinandersetzung mit allgemeineren Fragen (Was ist Forschung? Was sind Sozialwissenschaften? Was sind wichtige soziale Differenzen in unserer Gesellschaft?) forschten die Schüler_innen in kleinen Forschungsgruppen zu konkreten Themen, entlang von Forschungsfragen, die sie selbst gewählt hatten. Die Zusammenarbeit mit den Schüler_innen war partizipativ in der Tradition von Participatory Action Research (PAR) angelegt, d.h. in diesem konkreten Fall: die Forschungsthemen und -methoden wurden von den Schüler_innen gewählt. Die Themen waren Chatten von Jugendlichen,  Liebe und Freundschaften in der Schule, Graffiti im Park, (Frauen-)Fußball, Migration und Grenzen bzw. Berufe und Forschung. Mit Hilfe von Interviews, Beobachtungen, Analysen von Chatprotokollen oder Fragebögen wurde beispielsweise den Fragen „Warum chatten Jugendliche?“ oder „Welche Rolle spielt Geld im Fußball?“ nachgegangen.

Die Schüler_innen konnten in diesen Forschungsgruppen Wissenschaft quasi „von Innen“ kennenlernen. Die gemeinsame Forschung eröffnete ihnen Reflexionsmöglichkeiten, Handlungsfähigkeiten und Kompetenzen in Bezug auf Wissenschaft und Forschung. Sie lernten dabei auf eine neue Art über ihre unmittelbare Umgebung nachzudenken. Die Wissenschafter_innen lernten wiederum die Welt der Jugendlichen „von Innen“ kennen. Ihnen ermöglichte diese Zusammenarbeit eine Reflexion partizipativer Sozialforschungsmethoden und eine beginnende Adaption für die Arbeit mit Jugendlichen. Weiters diente unser Projekt als konkrete Fallstudie zur Analyse des Einflusses von sozialen Kategorien wie soziale Herkunft, Geschlecht und Migration in Prozessen des Wissenserwerbs.

Im Rahmen dieses Projekts ist, neben einigen wissenschaftlichen Vorträgen und Publikationen, diese Homepage in Zusammenarbeit mit den Schüler_innen entstanden. Außerdem wurde eine „Trickkiste“ entwickelt, in der wir die wichtigsten von uns verwendeten sozialwissenschaftlichen Methoden vorstellen.
Die Ergebnisse einiger dieser Gruppen sowie die Analysen der Sozialforscher_innen sind auf dieser Homepage zu sehen. Die Schüler_innen entschieden sich dafür, nur die Forschungsgruppen des zweiten Schuljahres hier zu präsentieren, daher kommen Verweise auf die ersten drei der oben genannten Forschungsgruppen nur in den Texten der Wissenschafter_innen vor.

Das Design, die Materialien und die Texte auf der Ebene „Forschung Jugendliche“ wurden wesentlich von den Schüler_innen entwickelt und gestaltet. Diese Ebene ist entlang der drei Forschungsgruppen gegliedert, die im zweiten Schuljahr arbeiteten. Die Texte auf der Ebene „Forschung Wissenschaft“ wurden von den „Wissenschafter_innen und der Lehrerin geschriebenen. Diese Ebene gliedert sich in „Rahmentexte“, die den Hintergrund, den Prozessverlauf, Überlegungen zu Wissenschaft und Forschung sowie einen Text zum Schulsystem enthalten. In den „wissenschaftlichen Texten“ finden sich zunächst fünf Statements zu „Partizipation“. Partizipation ist ein zentraler Bestandteil unseres Projekts und Ausgangspunkt für unser Forschungsvorhaben. Wie sich zeigte, ist Partizipation auch etwas, das je nach konkretem Kontext, d.h. also je nach Projekt und abhängig von den beteiligten Personen, etwas anders ausschauen kann. Zudem sind Forschungsprojekte nicht statisch, sondern verändern und entwickeln sich ständig weiter. Unser Projekt differenzierte sich mit der Zeit in verschiedene Forschungsgruppen, in denen unterschiedliche Forscher_innen mit unterschiedlichen Schüler_innen unterschiedliche Erfahrungen machten. Dementsprechend entwickelten die beteiligten Forscher_innen zwar durchaus aufeinander bezogene, aber dennoch unterschiedliche Vorstellungen davon, was „Partizipation“ in der Zusammenarbeit mit 11-14-jährigen Schüler_innen bedeuten kann und soll. Uns erschien es interessant und wichtig diese Differenzen nicht „unter einen Hut“ bringen zu wollen, sondern in ihrer Vielfältigkeit stehen zu lassen. Differenzen aushalten zu können und unterschiedliche Zugänge stehen lassen zu können schien uns sogar eine der wichtigen Erkenntnisse im Zusammenhang mit der Durchführung partizipativer Sozialforschung zu sein (#link FQS text; # link partizip. text VW). Die beiden weiteren Kategorien der wissenschaftlichen Texte sind Konferenzpräsentationen und schriftliche Publikationen, die im Zusammenhang mit diesem Projekt entstanden sind.

Die Methodenbox ist schließlich als Anregung für Pädagog_innen gedacht, die mit Jugendlichen Sozialforschung durchführen wollen. Wir beschreiben darin zentrale sozialwissenschaftliche Methoden in einer für Nicht-Wissenschafter_innen lesbaren Form sowie weitere methodische Vorschläge, die wir in der Praxis mit den Jugendlichen entwickelten. Die Darstellung erfolgt entlang der von uns gemachten Erfahrungen und enthält daher zahlreiche Beispiele sowie  zusammenfassende Ideen-Punkte für die Praxis. Diese Texte können auch alle zusammen in einer pdf-Version heruntergeladen werden (#link).

Projektausführende Einrichtung

  • Science Communications Research, ev.

Beteiligte Schule

  • Kooperative Mittelschule Pfeilgasse

Projektleiterin

  • Dr.in Veronika Wöhrer

Wissenschaftliche Mitarbeiter_innen

  • Doris Harrasser, M.A.
  • Mag. Bernhard Höcher
  • Mag.a Karin Schneider
  • Mag.a Sabine Sölkner

Administration, Finanzielles, Öffentlichkeitsarbeit

  • Mag. Alexander Martos

Beteiligte Lehrer_innen

  • Dagmar Schulz
  • Thomas Zaboj

Wissenschaftliche Kooperationspartner_innen

  • Prof.in Dr.in Agnieszka Czejkowska (Akademie der bildenden Künste: Institut für künstlerisches Lehramt)
  • Dr.in Karin Harrasser (Kunsthochschule für Medien Köln: Kultur- und Medienwissenschaften, Gender)
  • Dr.in Larissa Schindler (Universität Mainz: Institut für Soziologie
)
  • Dr.in Elisabeth Timm (Universität Wien: Institut für Europäische Ethnologie)
  • Dr. Georg Zepke (Institut für Systemische Organisationsanalyse)

Weitere Kooperationspartner_innen

  • Berufsinformationszentrum 1160 des AMS
  • Fairplay
  • FAK-Fanclub
  • Frauenhetz
  • Institut für Zeitgeschichte (Dr.in Natascha Vittorelli)
  • OKTO
  • Peregrina
  • Roter Kakadu
  • Schülerradio
  • ZOOM Kindermuseum

Laufzeit

  • 1.9.2008 bis 30.09.2010